Zelt- und Musikfestival – Von Wegen Lisbeth

Zelt- und Musikfestival 28.07.2018

Freiburg.

Bekanntlich hat die allseits beliebte BILD-Zeitung einen sogenannten Giftschrank in ihrem allseits beliebten Büro, gefüllt mit tausenden pikanten Informationen und Fotos über so ziemlich jeden deutschen A- bis D-Prominenten. Dieser Giftschrank kann im Fall der Fälle geöffnet werden und ZACK ist die Karriere vorbei. Vergleichbar damit lässt sich auch über jede Stadt in Deutschland etwas finden, ein mehr oder weniger lustiges aber immerhin peinliches Image, welches mal mehr mal weniger bestätigt wird. Pünktlich zum 14. Bier kurz vor Konzertbeginn bekommt Matze dann gigantisch lustige, stadtbezogene Vorschläge für die Ansagen zwischen den Liedern. Selbstverständlich zieht sich Matze dann pünktlich zum Konzert die verbale Battle-Rap-Bomberjacke aus und ersetzt sie durch ein charmantes Ihr-wart-super-Stuttgart-Jackett – aber wenigstens existieren diese Witze über alle Städte. Alle Städte? Nein! Ein von unbeugsamen Freiburgern bevölkertes Freiburg hört nicht auf, einfach nur wunderschön zu sein. Hach Freiburg, du gülden leuchtendes Kleinod Süddeutschlands!
Wir kommen also am Festivalgelände an, blinzeln bei einer Tasse frisch gebrühtem Kaffee in Richtung der aufgehenden Sonne, als uns vom Veranstalter ganz nebenbei erzählt wird, nur 30 Meter Luftlinie entfernt gäbe es einen Tierpark, den man selbstverständlich ganz kostenlos besuchen könne. Sofort holt Robert sein Pfadfindertuch heraus und wickelt ein paar Lembasbrote für die Gruppe darin ein, Julian wischt den Staub von seinem Kompass und Matze lässt ein zufriedenes Grunzen ertönen. Es geht also in den Zoo.
Hierbei handelt es sich jedoch nicht um einen Zoo im Berliner Sinne, in dem man aus Platzgründen den Orang-Utan auf das Zebra gestapelt hat und das Wasserbecken über Air BnB an spanische Touristen untervermietet. Viel mehr haben die Tiere so viel Auslauf, dass es unvorstellbar scheint, in ihrem Ursprungsland wäre noch mehr Platz.
Während die Kameraden fröhlich pfeifend durch die Bambuswälder Asiens stapfen und der ein oder andere Vogelstrauß im Takt des Liedes nickt, weiß Xavier zu jedem Tier erstaunliche Fakten zum Besten zu geben, so etwa dass Erdmännchen nicht so gut schmecken, Bisons jedoch für die Ernährung einer ganzen Familie ausreichen.
Nach diesem erquickenden Ausflug philosophiert man gemeinsam, welch heilende Kraft so ein Ausflug in den Zoo in sich trägt: Die Rolling Stones hätten wohl einige Konzerthallen weniger zertrümmert, die Hells Angels und Bandidos verbrächten einen versöhnlichen Grillabend miteinander, Joschi Löw hätte easy den WM-Titel geholt und Til Schweiger könnte endlich mal entspannt gucken, so ganz ohne gerunzelte Stirn.
Als der Band später am Abend eröffnet wird, der Legende nach muss derjenige, der in ein Bächle fällt, eine Freiburgerin heiraten, fängt die Gruppe wie wild an, sich minutenlang immer wieder ins Bächle zu schmeißen – ein seltsames Schauspiel, welches an die Jagdtechnik der rosa Flussdelfine erinnert.
Nachdem der von Rückenschmerzen geplagte Lichtgott Till von den magischen Händen eines zufällig mal eben um die Ecke stehenden Freiburger Arztes geheilt wurde, macht sich der Tross beschwingt auf den Weg zum Konzertzelt, zum Dank an diese Stadt scratcht Till eine epische Lichtshow in die heiligen Hallen. Das Konzert ist dann zwar heiß und schwitzig, aber eben kein U-Bahn-Feierabendverkehr-schwitzig, viel mehr ein kuschlig erotisches oben-ohne-schwitzig.
„Süße Träume, meine Lieben“, hört man es später aus Julians Schlafkabine, ein wohliges Seufzen erklingt als Antwort.
Ach Freiburg, hätte Harry bei seinem Patronus an dich gedacht, ihm wären wohl viele Übungsstunden mit Professor Lupin erspart geblieben!