Winterthurer Musikfestwochen – Von Wegen Lisbeth

Winterthurer Musikfestwochen 08.08.2018

Winterthur.

Es ist ein stürmischer Wintermorgen, als die Durstlöschergang das Schweizer Örtlein Winterthur erreicht. Gezeichnet von den Strapazen einer siebenstündigen Kutschfahrt, aber in heller Vorfreude auf die bevorstehenden Abenteuer im Land von Eiger, Mönch und Jungfrau, entsteigen die fünf Musikanten dem Gefährt. In die Aufregung der Jungs mischt sich jedoch auch ein wenig Unsicherheit: Sind die Songs der Band überhaupt über die mit sauber geschnittenen Hecken markierten Grenzen Deutschlands in die Schweiz geschwappt? Wie verhält man sich in einem Schweizer Freestylebattle und muss man, um hier zu bestehen, im Schweizer Dialekt rappen? Und was ist dran an den hartnäckigen Gerüchten über den sagenhaften Kinderriegelmogul? Zum Glück wird der Gruppe die Angst schnell genommen, die Schweiz ist ähnlich wie Deutschland, nur ist hier alles um etwa vier Level schöner: Kühlschränke verschließen sich von selbst mit einer merkwürdigen Vakuumfunktion, die sicherlich zu noch mehr Frische des Inhalts führt, der Backstagebereich beinhaltet einen eigenen Springbrunnen, so dass man das erhitzte Gemüt mit erfrischenden Wasserspritzern benetzen kann und bei Penny ist sieben Tage die Woche Framstag.
Die Location ist wunderschön, man spielt mitten in der Altstadt von Winterthur quasi direkt auf der Straße – mehr Street geht nicht. Zum Glück kommen entgegen der Erwartungen doch einige Menschen, so dass die Straße bald restlos überfüllt ist. Die Szenerie erinnert an die Super-Angebots-Woche zur Eröffnung von Mediamarkt, als der 40-Zoll-Fernseher ganze 25 Euro günstiger war, nur dass in Winterthur niemand „Wir wollen kaufen, lasst uns rein“ ruft.
Man hat sich – klug wie man eben ist – einige Schweizer Insiderwörter beibringen lassen, so dass sich in gewohnter Manier beim Publikum eingeschleimt werden kann. „Winti“, wie die Schweizerin ihren Ort liebevoll nennt, hat definitiv Bock zu tanzen und scheint auch das ein oder andere Bier zu verschnabulieren, bei den Schweizer Preisen eine nicht zu unterschätzende Leistung. Schön, seid ihr hier!
Getreu dem neu auferlegten Image, weniger Luxus bei gleichbleibendem Turn-Up-Level, verlegt man die anschließenden Feierlichkeiten einfach auf die Straße, etwa sieben Meter Luftlinie von der Konzertlocation entfernt. Nachdem das letzte Backstagebier zwischen den Pflastersteinen versickert ist, macht sich die Herde auf die Suche nach einer neuen Quelle. Anstatt sich wie normale Leute billiges Bier außerhalb des Clubs zu holen, um anschließend feiern zu gehen, beschließt man schlauerweise, sich das Bier im Club zu kaufen, um anschließend draußen zu feiern – eine folgenschwere Entscheidung des Leittieres Julian.
Durch die horrenden schweizerischen Bierpreise von gefühlt 25 Franken pro Deziliter muss am darauffolgenden Tag leider an den Proviantboxen gespart werden, um das Budget nicht überzustrapazieren: Matze ist entsetzt, als er anstelle des obligatorischen Kinderriegels eine Stange Sellerie als Nachspeise vorfindet.
Mit quietschenden Reifen macht sich die Gang schließlich auf den Weg in Richtung Jena. Was die fünf Teddybären dort erleben, soll Teil einer anderen Geschichte werden.