Was man in vier Tagen Pause zwischen Freiburg und Tübingen alles machen kann:
1. 19 Stunden im Auto sitzen
2. 134 neue T-Shirts siebdrucken
3. 134 neue T-Shirts bügeln
4. In den Schweizer Alpen spazieren gehen
5. Seine Nachbarin daten
6. Ein Buch lesen
7. Einen Apfel essen
Wir machen eine Mischung aus allem. Außer Punkt 6. Und Punkt 7. nur zur Hälfte. Ab nach Tübingen.
Ach Tübingen. Das gut geputzte Aushängeschild Baden-Württembergs liegt tiefer im Schwabenland als Prenzlauer Berg und Mitte zusammen. Lange hatten wir überlegt, ob wir die ganze „Wir sind Berliner – Wir machen Witze über Schwaben“-Schiene dieses Mal komplett aus dem Tourblog herauslassen. Schließlich sind wir ja nun schon reif und erfahren, haben inzwischen so ziemlich jeden Winkel Deutschlands gesehen und fühlen uns auf der Autobahn so sehr zuhause, dass wir überlegen, ob wir nicht fairerweise dem Bundesverkehrsamt langsam mal ein bisschen Miete überweisen sollten. Ist es dann überhaupt noch angebracht Witze über regionale Unterschiede zu machen? Über dämliche Vorurteile? Macht es dann überhaupt noch Sinn unser eigenes Ego mit dem übel riechenden Lokalpatriotismus-Dünger zu begießen? Die Antwort kann nur eine Sein:
dreimal Nein.
Wir fahren früh morgens 7 Stunden runter nach Schwaben. Das hätten wir mit der U2 schneller hingekriegt. Da Julian Z. und Matze nachkommen bzw. schon da sind, ist der Tourbus diesmal so leer wie das Stadion von TSG 1899 Hoffenheim bei einem Heimspiel (wahlweise auch: wie unser Bandkonto, Kreuzberg an Heiligabend, Fred’s Handyakku).
Fühlt sich merkwürdig an. Der neu gewonnene Platz muss natürlich effizient genutzt werden: Doz reserviert einen Platz für sein Handy, auf dem anderen drapiert er kunstvoll eine Installation aus Twix-Verpackungen und OCB-Blättchen. Beides gut angeschnallt, versteht sich.
Highlights der Fahrt:
1. Auf der A9 berühren wir unbemerkt den Limiter unseres Maybachs, der uns unmittelbar auf 60km/h drosselt. Bei der Betriebsausfahrt Kilometerstand 313, gleich bei Wolfsbach, stellen wir vor den verwunderten Augen der lauernden Zivilpolizei fest, dass das Warndreieck genauso schwer zu finden ist wie Walter in „Wo ist Walter“.
2. Auf der A6 ist die linke Spur bewachsen.
Wir wundern uns ein wenig, als wir nach Tübingen reinfahren. Nach 10 Minuten haben wir noch immer keinen Alnatura-Markt gesehen, geschweige denn einen Holzspielzeugladen. Was seid ihr für schlechte Schwaben, ihr Schwaben? Sollten unsere gesammelten Voruteile etwa tatsächlich völliger Unsinn sein? 10 Minuten später behauptet Robert etwas zögernd, er hätte eventuell eine unscharfe Silhuette hinter einem Caféfenster gesehen, die vielleicht, also es sah wohl ein bisschen danach aus, vermutlich auf einem Mac-Book, möglicherweise gerade ein spannendes Projekt gepitcht hat. Vielleicht war es auch einfach nur eine Katze am Fensterbrett. Wir einigen uns auf ersteres. Hah, geht doch! Wir fühlen uns bestätigt und fahren guten Gewissens ins Sudhaus.
Das Team ist super nett, das Essen richtig lecker, wir machen Soundcheck und treffen die sehr nicen Boys von „Redensart“. Sie haben uns einen Pfeffi als Begrüßungsgeschenk mitgebracht. Grober Fehler.
Als wir das letzte Mal Schnaps auf der Bühne hatten, klangen wir nach dem dritten Lied bereits wie Harry Hurtig auf ihrem legendären Debutalbum „Plockflöte“. Zum Wohle aller fällt Doz die halbvolle Flasche runter und wir können ein ziemlich normales Konzert spielen. Tübingen ist irgendwie ganz cool. Schwaben dann ja irgendwie auch. Schwer zu leugnen. Wir einigen uns darauf mal wieder öfter nach Prenzelberg zu fahren.
Danke Schwabenland, wir kommen wieder! Definitiv!