Sudhaus Open Air – Von Wegen Lisbeth

Sudhaus Open Air 17.08.2018

Tübingen.

Auf den ersten Blick scheint es ein ganz gewöhnlicher Mittwoch Abend zu sein, als sich die Jungs zur Abfahrt Richtung Tübingen treffen. Während die untergehende Sonne einen ganz natürlichen Instafilter über die Stadt legt, als wäre es nuffin’ und sich wohltrainierte Longboarder ihren Weg durch den Berliner Feierabendverkehr bahnen, kann man jedoch eine merkwürdige Melancholie in den Gesichtern der Gruppe lesen: Es steht die letzte Festivaltour dieses Sommers an. Es ist ein bisschen wie das letzte Wochenende der Sommerferien, der letzte Urlaub bevor der feste Job beginnt, die letzte Möglichkeit alles nachzuholen, was bisher versäumt wurde, bevor es vielleicht für immer auseinander geht. Mit einem mulmigen Gefühl im Magen, das jedoch auch von der letzten Currywurst kommen kann, besteigt die Gang den Bus. Eins steht fest: Dieses Wochenende wird man sich von niemandem ans Bein pinkeln lassen!
Nachdem man zum Einschlafen den zigfach oscarprämierten, actiongeladenen Film der Ludolfs geguckt hat, fällt man in einen tiefen Schlaf. Man erwacht in einer merkwürdigen Schräglage, zählt in alter Detektivmanier eins und eins zusammen und schlussfolgert: Man ist entweder auf einem der von Peter Ludolf angelegten Haufen aus Autotüren und Scheibenwischern gelandet oder in den Bergen. Das muss dieses sagenumwobene hügelige Süddeutschland sein.
Da bis zum Auftritt noch ein paar Stunden Zeit sind, entscheidet man demokratisch, dass jeder einfach machen soll, was er möchte. Quasi Fusion in Tübingen. Wer will, kann auch Kunst ausstellen. Während Julian zur Entspannung eine Runde im Porsche durch Tübingen City dreht, versucht Matze, es den Schwaben heimzuzahlen und kauft über Paypal ein paar Eigentumswohnungen im Tübinger Szeneviertel – eat this Süddeutschland! Da Doz am folgenden Tag Geburtstag hat, muss die ganze Gang bis 0 Uhr wach bleiben. Man nimmt also wahlweise noch einen Powernap (die Schlafzeit sollte exakt 20 Minuten betragen und mit einem Espresso eingeläutet werden) oder gönnt sich einen Mix aus Cola, Monster Energy Ananas und Heroin.
Die Location liegt so versteckt auf einer Lichtung mitten im Wald, dass sich keiner der Jungs sicher ist, ob überhaupt jemand den weiten, beschwerlichen Weg ins Sudhaus finden wird. Es kommen dann aber schließlich doch ein paar Menschen, entweder ist man doch nicht so tief im Wald oder es findet auf einer nahegelegenen Lichtung ein satanischer Kult statt und die Leute haben sich verlaufen. Auch die Angst, dass die berüchtigte Hipp Hopp Crew Dusslingen das Konzert sprengt, bewahrheitet sich nicht. Dieses Break Dance Battle hätte man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mit 1:4 nach Verlängerung verloren.
Pünktlich um Mitternacht trinkt man einen Kamillentee auf Doz, hört noch einmal Haydns dritte Symphonie in E-Moll und kuschelt sich anschließend ins Bett.

Fragen der Tübinger Philosophenrunde:
Hat sich Busta Rhymes bei „Break ya neck“ eher am jungen Josef Guggenmos oder an Wolfram Archimedes Mozart orientiert?
Ist das Doktorarbeitsthema „Kaffee und Schlaf“ bereits ausreichend genau spezifiziert oder sollte man sich beispielsweise auf die Cappuccinoreaktion konzentrieren?