Stuttgart – Von Wegen Lisbeth

Stuttgart 28.02.2015

Es schläft sich gut in schweizer Betten. Wir sind trotzdem geschlauchter als ein Fahrradreifen (…hust), als wir ins Auto steigen und uns auf den Weg ins Schwabenland machen. Julian Z’s Gesichtsfarbe wechselt abwechselnd zwischen einem kräftigen Avocadogrün und Austernschalenweiß. Alle schlafen sofort weiter, außer Robert. Ein hoch auf unseren Busfahrer! An der deutschen Grenze machen wir kurz Pause, Julian steigt aus, um im Außenspiegel seinen inzwischen chinchillagrauen Teint zu begutachten. Steht ihm ganz gut. Wir fahren weiter. Die nächsten 45min passiert ausgesprochen wenig. Dann klingelt Doz’s Handy.

„Hallo Sohn, hier spricht dein Vater.“
„Hallo Vater, ich bin’s dein Sohn.“
„Naa? Wie läuft die Tour?“
„Joa ganz gut eigentlich, und bei dir so?“
Sie unterhalten sich ein Weilchen über die Ukraine-Krise und das Für und Wider einer Umwelt-Zwangsabgabe für Einwegflaschen, schließlich meint der Vater: „Achso Doz, ihr habt übrigens deinen Bruder an der Schweizer Grenze stehen gelassen. Ohne Jacke und Handy.“

Wir rasen zurück, verfahren uns in der Hektik, nehmen die falsche Ausfahrt, rasen wieder hin, rasen zurück und entdecken schließlich Julians markante Silhouette am Standstreifen, kurz vor der Grenze. Er zittert vor Kälte und sein PH-Wert liegt irgendwo bei 2. Seine Gesichtsfarbe hat inzwischen ein kräftiges Fuchsienpurpur angenommen, als er berichtet wie er 45min nach einem Handy fragen musste, um die einzige Nummer zu wählen, die er auswendig konnte. Wir fühlen uns schlecht und bieten ihm freundschaftlich die bequeme Zweierliegereihe direkt vor der Playstation an. Er gibt uns ein kurzes Foodback und wir machen uns endlich auf den Weg ins Spätzleparadies.

In Stuttgart kennen wir uns ganz gut aus, schließlich waren wir als Teenies oft zwischen Eberswalder Straße und Kollwitzplatz unterwegs, deshalb brauchen wir nicht allzu lange, um die Wagenhallen zu finden. Die Location ist echt schön, das Team ist nett und das Essen unfassbar lecker. Dafür, dass sich Julians Magen immernoch die ganze Zeit im Kreis dreht wie die Ringbahn, spielen wir ein überraschend normales Konzert, ohne größere Bauereien. Später folgt ein sehr emotionaler Abschied von den AnnenMayKantereits, die wir erst in einer Woche in Fulda wiedersehen werden. Wir fahren zu Kira, einer Freundin von einer Freundin, in ihre ultra sympathische WG und fallen tot auf unsere Isomatten. Robert traut sich noch mit Kira, Henning und co in ein Tanzlokal. Da träumt der Rest von uns schon längst vom morgigen Reiseziel und leise summt jemand die Melodie von „Zuhause bist immer nur du…“.

Next Stop: Berlin!

gitarre