Mannheim – Von Wegen Lisbeth

Mannheim 09.04.2016

Tourzeit ist Tourblogzeit. Vorweg muss gesagt sein: Wir sind absolut nicht im Tourblogtraining, der längste geschriebene, zusammenhängende Satz der letzten 6 Monate stand auf meinem Einkaufszettel und war nur deshalb so lang, weil „Kellogs Smacks Schokotresor“ schon an und für sich relativ viele Buchstaben hat.
Wir sind also ziemlich aus der Übung. (Wer dafür noch Beweise braucht: Dieser Satz ist komplett aus einem vorherigen Tourblog geklaut). Schon unser alter Sportlehrer Herr Nording wusste, dass intensives Warmmachen und Stretching extrem wichtig ist, um eventuellen Verletzungen vorzubeugen. Herr Nording wurde aber noch nie so richtig ernst genommen. Könnte an seinem hellgelben Pullunder liegen.
Wir springen also mal einfach ohne jegliche Aufwärmübungen ins Game, und nehmen wissentlich grammatikalische Kreuzbandrisse und stilistische Knöchelverstauchungen in Kauf.

Tag 1: Mannheim.
Kurze Zusammenfassungen was bisher geschah: Wir haben uns die letzen beiden Monate im Studio eingeschlossen um unser erstes Album aufzunehmen (mehr dazu bald), einen ganzen Batzen neue Songs geschrieben, diverse Equipmentkisten und Leuchtschilder gebaut, ein Musikvideo gedreht, T-Shirts gedruckt und und und…
und zwischendurch mussten wir schließlich auch noch ins Bäreneck. Das alles war ganz schön nice, aber gerade in den letzten Wochen auch ziemlich stressig.
(Fast so stressig wie ein Einkauf bei Netto im Hermannquartier, wo die eine Kassiererin so unfassbar schnell ist, dass sich der gesamte Einkauf bereits auf der kleinen Ablagefläche stapelt, während man selber völlig überfordert versucht gleichzeitig zu bezahlen und den Einkauf in die Tüte zu stopfen. Und dann guckt sie einen mit ihrem vernichtenden „Junger-Mann-Sie-halten-gerade-den-gesamten-Betrieb-auf“-Blick an. Bin dazu übergegangen den Einkauf immer schon nach Gewicht geordnet aufs Kassenband zu legen, die schweren Sachen zuerst, damit man beim Einpacken zumindest eine minimale Chance gegen das Tempo der Kassiererin hat).
Als wir uns dann jedoch morgens in Berlin mit dem ganzen Kram in den Tourbus quetschen und die Auffahrt zur Autobahn nehmen, ist aller Stress verflogen und eine neue Wortkreation macht die Runde:
Wir haben endlich Tourlaub!

Keine besonderen Vorkommnisse auf dem Weg nach Mannheim. Einzige Bemerkung: Harte Bikergangs mit Lederkutten und Nietengürtel wirken nur so lange angsteinflößend, bis sie sich bei Burgerking an der Raststätte „3 petits cafés et un menu de chicken mc-nuggets“ auf französisch bestellen. C’est trop rock’n’roll. Ziemlich niedlich eigentlich.
Wir kommen in der Location an und sind dann irgendwie doch ziemlich aufgeregt. Alles ist nochmal drei Nummern größer als wir es bisher gewohnt waren. Riesige Crew, riesige Nightliner, riesige Bühne. Sowieso fühlt sich allein die Tatsache, dass wir mit Element of Crime auf Tour gehen, für uns schon awkward genug an. Immerhin könnten EoC ja auch locker unsere Väter sein und sind zudem ja noch so etwas wie die Gandalfs, Dumbledores oder Professor Eichs deutscher Rockmusik.
Die mächtigen, weisen Zauberer, denen man ehrfürchtig am Lagefeuer lauscht, wohlwissend, dass sie schon gegen Balrogs gekämpft haben, als wir noch nichtmal bei den Dursleys vor die Haustür gelegt wurden.
Die Nervosität verfliegt jedoch ziemlich schnell, alle sind super sympathisch und nett zu uns, und wir trauen uns sogar auf der Bühne den ein oder anderen kessen Spruch über das fortgeschrittene Alter des Publikums zu droppen, welches, wie wir feststellen, ja dann eigentlich doch gar nicht mal so alt ist, wie wir vermuteten. Das dachten wir zumindest 7 Minuten lang, bis wir nach unserem Auftritt am Merchstand gefragt werden, warum wir denn keine Buttons verkaufen.
Buttons.
„Möchten sie eventuell noch eine Von-Wegen-Lisbeth-Schreibmaschine dazu? Oder unsere EP jetzt brandneu auf Kassette?“. Wir verkaufen natürlich nur brandneuen Future-Shit aus dem Jahre 3056. Von-Wegen-Lisbeth-Hoverboards wäre tatsächlich mal eine Überlegung wert. Das Mannheimer Publikum ist jedenfalls sehr nice, wir haben fett Spaß und freuen uns über den gelungenen Tourstart. Der Rest des Abends muss mal wieder in diesem Bericht leider massiv gekürzt werden. Hauptsächlich wegen mangelnder Ehre und dem Arztgeheimnis. Außerdem hab ich Hunger und unten gibt es noch nice Salzstangen.
Wir machen eine stabile Geburtstags-Reinfeierei, sind um 23:57 noch panisch damit beschäftigt das verstopfte Waschbecken frei zu pömpeln (auch dazu bald eine eigene Episode), trinken in der „Magic Eck-Kneipe“ einen hochwertigen Rum, gehen auf irgendeine Mannheimer WG-Party mit goldener Folie in der kompletten Wohnung, und fallen schließlich völlig fertig und dankbar bei Roberts Bruder Pippo auf die Isomatten.
Und Ehre sei Gott in der Höh,

Eure Lisbeths

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