Lindau & Würzburg – Von Wegen Lisbeth

Lindau & Würzburg 15. - 16.04.2016

Diese Tour ist ein heftiger Konzertmarathon und die Zeit zum Tourblogschreiben ungefähr so selten geworden wie Kindl-Eckkneipen in Berlin-Mitte. Deshalb bin ich dazu übergegangen immer zwei Konzertberichte zusammenzustopfen. Dachte, das wär ein ziemlich guter Plan. Hat allerdings den unangenehmen Nebeneffekt, dass man ständig über Dinge schreiben muss, die schon zwei Tage her sind. Wenn man sich dann noch einen Tag Kater-Pause gönnt, sind es schon drei Tage. Kombiniert man diesen Umstand mit einem Gehirn, das genetisch bedingt fast so wenig Sachen speichern kann wie Röbs Handy (20 sms), dann fühlt sich dieser Tourblog momentan so an wie eine 12-seitige Geschichtshausarbeit über die Rolle der Jüdischen Hausfrau im 17. Jahrhundert am Beispiel eines Selbstzeugnisses samt Quelleninterpretation und Hurensohnverzeichnis. Ganz schön lange her.
Was solls, ich geb meinem inneren 3. Detektiv ein paar Nackenklatscher, plünder das Archiv und recherchiere gründlich. Es folgt ein sehr knappes „Best-Of“ der Ereignisse in Lindau und Würzburg.
Die Hafenmetropole Lindau liegt direkt an der Bodensee und versprüht mit seinen vielen Fischerhütten und dem großen Industriehafen einen maritimen Flair, Seefahrer aus aller Herren Länder kehren hier in den Spelunken ein und aus, der Ton ist rau aber ehrlich, auf der Dorfstraße nachts um 00:30 Uhr.
Wir bauen unseren Krams auf und klettern die schmale Wendeltreppe hoch zum Backstage, der aussieht wie eine finnische Sauna und nach 2 Stunden bereits locker die richtige Temperatur erreicht hat. Nach dem Konzert ist es unfassbar heiß, das Wasser tropft von den Heizungsrohren, der Platz am Fenster ist begehrter als im Doppeldecker oben die erste Reihe. Alle sind völlig fertig, Doz hingegen lehnt sich entpannt zurück und gönnt sich noch einen Kräuteraufguss.
Wir fahren zum Pennen zu Doz und Julians Onkel, der ziemlich sicher den kompletten Orden des Phönix in seinem Haus versteckt, denn zwischen der Hausnummer 16 und 18 gibt es einfach keine 17, wo sich angeblich sein Haus befinden soll. Wir irren eine Stunde durch Lindau und finden dann schließlich irgendwann endlich den Grimauldplatz schräg gegenüber. Ab nach Würzburg!

Wir fahren in Würzburg ein.
Was wir in den 800m zwischen Ortsschild und Location gesehen haben:
1. 3 alte Gebäude
2. 4 neue Gebäude
3. einen Hund
4. 26 Polizeiautos
5. eine Katze
6. siehe 4.

Schockiert von dieser Bilanz macht sich Robert, der als einziger von uns die binomische Formel auswendig kennt, daran, eine komplizierte statistische Gleichung zu erarbeiten mit dem Ergebnis: Würzburg hat ein Polizeiproblem.
Angeheizt von N.W.A.s F**k da Police legen wir einen Aufbau in Rekordzeit hin und fühlen uns noch ein wenig rebellischer als ein Teil des betagten Publikums von EOC mit Buh-Rufen auf Matzes provokante Generationswitze reagiert. Thug Life!
Anschließend begießen wir den gelungenen Abend mit der Crew und den Elements.

Am nächsten Morgen machen wir uns auf den Weg nach Erfurt.
Kurz vor Schweinfurt kriegen wir einen hektischen Anruf, die Lieder von unserem Album wurden endlich final gemastert, wir müssen sie unbedingt hören und freigeben. Innerhalb der nächsten 2 Stunden. Wir sind aber gerade mitten auf der Autobahn, kein Internet in Sicht, geschweige denn geeignete Abhörboxen. Also findet dieser epische Moment, das Abhören des 1. Albums, für das wir die letzten Monate geschwitzt, geblutet und gefastet haben, stilecht zwischen zwei Mülltonnen auf der Raststätte mit McDonalds-WLAN und Ipod-Kopfhörern statt. Wahre Pennerromantik.
Still Jenny from the block! Booyakasha! Das Album kommt!

lindau