Lakelive Festival – Von Wegen Lisbeth

Lakelive Festival

26.07.19

Manchmal spielt das Leben einem einen Streich und obwohl man der festen Überzeugung war, man wisse genau, was auf einen zukommt, dreht sich das Schicksal um 180 Grad als wärs ein gottverdammter Umluft-Backofen und hält niemals für möglich gehaltene Überraschungen parat: Die Dusche, die heute nur eiskaltes Wasser bereithält, der sonst so verlässliche Lieblingsbarista, der aus Versehen die Arabicabohne anstelle der Robusta verwendet oder der erstaunliche Twist am Ende einer Drei-Fragezeichen-Folge, dass doch keine übernatürlichen Geister Peter in Angst und Schrecken versetzt haben. Dabei hatte der Tag für die Lisbeths so wunderschön begonnen…

Als die Band ihre Augen öffnet, und einen sogenannten „Berg“ entdeckt, ist die Lage für die Hobbydetektive klar: Das muss diese sagenumwobene Schweiz sein, von der immer alle reden. Bei gefühlten 52 Grad im Schatten nimmt die ganze Gang ein Bad im angrenzenden Bergsee, stellt dabei fest, dass man durch das reichhaltige Frühstück wohl einen kleinen „Belly“ bekommen hat (keine Angst, das ist nach dem Essen ganz normal) und genießt den heißen Sommertag am Strand. Durch unzuverlässige Quellen gelangt das Gerücht in die Runde, es könne heute noch ein Unwetter geben, das ginge hier „ganz schnell, manchmal innerhalb von fünf Minuten“. Aus Höflichkeit vor den Schweizern versucht die Gruppe ein Lachen zu unterdrücken.

„Ja klar, ein Unwetter“, Robert versucht angestrengt eine ernste Miene aufzusetzen, „man sollte sich auch auf der Rolltreppe auch immer gut festhalten, sonst kann man ganz leicht stolpern.“

„Warte, warte, ich hab noch einen“, ruft Matze, „wenn es heute noch ein Unwetter gibt, dann machen wir ein Feature mit Andreas Bourani. Und jetzt gib mir verdammt nochmal die Sonnencreme!“

Man spittet noch ein paar unlustige Unwetter-Punchlines, aalt sich in der Sonne und gönnt sich den ein oder anderen alkoholfreien Fruchtcocktail bevor sich eine erste Ausreißergruppe auf den Weg zum Tour-de-France-Gucken macht. Das Problem besteht dabei darin, dass 99,8 % einer Tour-de-France-Etappe absolut nichts passiert. Man sollte diese Zeit also wenn möglich lieber am Strand verbringen und bis aufs Letzte ausreizen. Die durchschnittlich 25 spannenden Sekunden der etwa vierstündigen Etappe dürfen dann aber auf keinen Fall verpasst werden, schließlich gibt es nichts Spektakuläreres als wenn Team Bora-Hansgrohe auf einmal 20 Meter vor den Verfolgern vom Team Sunweb fährt, nur um eine Minute später wieder eingeholt zu werden.

Vielleicht hätte man beim Abbruch der Etappe wegen eines Hagelgewitters hellhörig werden sollen, so weit weg vom Ort des Geschehens befindet man sich schließlich nicht. Stattdessen betreten die fünf Lisbeth-Kuschelhäschen wenig später unbesorgt die Bühne und beginnen das Konzert. In typischer Lisbethmanier hatte man sich darauf geeinigt, zu Beginn ein paar mittelgute Songs zu spielen um dann spätestens nach zweieinhalb Stunden derbst abzurocken. Nachdem man etwa vier Lieder gespielt hat, stürmt Basti dann jedoch die Bühne, man solle eine Ansage machen, das Gelände werde wegen Unwetter evakuiert. Als Matze ein wenig ungläubig seine Ansage beginnt, scheint noch die Sonne, beim dritten Wort sieht der Himmel dann plötzlich verdächtig aus wie im Filmklassiker Sharknado, in dem ein Tornado aus Haien die Welt kurz vor den Untergang bringt (unbedingt angucken!). Als der Himmel dann eine Lightshow bietet wie bei einem gewöhnlichen Rammsteinkonzert, fragt sich die Band, was man mit dem angebrochenen Nachmittag jetzt anfangen soll, mit Weggehen ist wohl schließlich nichts. In einem kurzen Massensprint legt die Band dann den Weg Richtung überdachter Bar zurück (Julian hat sich die Sprintpunkte gesichert) und ertränkt den Frust in Apfelschorle und zuckerfreier Cola.

Dinge, die wir beim Lakelive Festival gelernt haben:

  1. Verspotte niemals einen Schweizer, der dich vor einem Unwetter warnt.
  2. Am Col de la Madeleine steht eine ganz interessante Kirche, die man unbedingt mal besichtigen sollte.
  3. Man kann Nudeln essen warm, man kann Nudeln essen kalt.