Kulturarena Theatervorplatz – Von Wegen Lisbeth

Kulturarena Theatervorplatz 10.08.2018

Jena.

Im Gegensatz zu den anderen Festivaltouren in diesem Sommer steht in Jena der erste freie Tag auf dem Programm. Beziehungsweise es steht eben gerade nichts auf dem Programm. Die Jungs steigen leicht verkatert in den Sprinter und beginnen Pläne für die freie Zeit zu schmieden. Ein bisschen fühlt es sich an, wie damals am letzten Schultag vor den Sommerferien, als man sich hoch und heilig versprochen hat, sich jeden Tag zu besuchen, dreimal die Woche ins Freibad zu gehen und endlich mal Zeit hatte, um regelmäßig joggen zu gehen. Bekanntlich hat man dann aber jeden Tag bis mittags geschlafen und Tour de France geguckt. Sales Agent Fabi macht also ein solides Fitnessprogramm für die Gang, wer nicht morgens um 6:30 Uhr im Gym des Hotels erscheint, darf nie wieder Bockwurst auf Autobahnraststätten essen. Hier sei vorweggenommen, dass selbstverständlich niemand am freien Tag Sport gemacht hat, ein typisches Gespräch am Frühstückstisch lief etwa folgendermaßen ab:
Matze: „Also warum war denn heute niemand beim Frühsport?“
Julian: „Komisch, ich war heute morgen ganz allein da. Dich hab ich da aber nicht gesehen.“
Robert: „Nerv’ mich nicht und hol mir noch mehr Lachs, Lachs ist auch gesund!“
Während der Wagen also unstoppable in Richtung Jena rollt, macht sich langsam Ernüchterung in der Gruppe breit. Mit der Wucht von Mileys Wreckingball kracht die Wahrheit des folgenschweren Planungsfehlers in jeden der verkaterten Köpfe: Man hat völlig vergessen, dass Jena nicht der Außenbezirk von Winterthur ist, dementsprechend liegen zwischen den Städten gefühlt 4000km, drei Hochgebirge und zwei Wüsten. Die Stimmung erreicht ihren Höhepunkt, als die Innentemperatur im ersten Stau die wohlig warme 40-Grad-Marke überschreitet, so dass sich der Sitzgurt mit medizinischer Präzision in den Körper brennt. Was für ein schöner freier Tag!
Als die Bande dann endlich in Jena ankommt und man feststellt, dass jeder ein Einzelzimmer hat, werden die herausragenden Vorzüge des sogenannten Zimmertelefons (ähnlich eines handelsüblichen Handys, nur mit einem geringelten Kabel versehen) ausgetestet.
Hier ein Beispielgespräch:
„Heeey.“
„Na.“
„Guck mal n-tv, da gibts `ne mega geile Großkatzendoku!“
„Geil. Aber `Die Mega-Schiff-Bauer` auf N24 ist auch grad so spannend.“
„Glaub, ich ruf gleich noch mal bei Julian an.“
„Ja tschüss, ne.“
Der Vorteil so einer entspannten Nacht vor dem Fernseher macht sich am nächsten Morgen bemerkbar: Am Tag des Konzertes sind tatsächlich alle relativ ausgeschlafen. Ein komisches Gefühl. Aber gar nicht mal so schlecht. Die Konzertlocation ist sehr sweet, man liegt in der Sonne herum, macht hier und da mal einen Soundcheck und ernährt sich von Trauben und Ananas. Als die Supportband Blond spielt, entdeckt man im Publikum ein Plakat „Wir sind nur wegen Blond hier!“ Man ist neidisch auf die Idee, schließlich ist man auch nur wegen Blond hier.
Man spielt dann aber doch noch selbst ein paar Lieder. Das Konzert wird sehr kuschelig, man hat Bock, das Publikum irgendwie auch.

Weisheit der Jenaer Philosophenrunde:
Man kann Schnitzel essen warm, man kann Schnitzel essen kalt, man kann Schnitzel mit Käse überbacken, Schnitzel ist ein kulinarischer Ausflug nach Griechenland.