Fulda – Von Wegen Lisbeth

Fulda 01.10.2015

Es kommt zwar äußerst selten vor, aber manchmal, wenn der Mond gut steht, gönnen wir uns auf Tour eine Übernachtung im Hotel. So geschehen in Kassel. Schließlich kennen wir niemanden in Kassel, dem wir die Wohnung hätten verwüsten können. Also ab ins Astoria. Bis 10 Uhr gibt es Frühstück. Wir stehen um 10:07 Uhr panisch (so panisch wie der Halbschlaf es zulässt) vorm Buffet rum, veranstalten ein ordentliches Tohuwabohu und kippen gierig alles was wir finden auf einen riesigen Teller. Die Hotelfachfrau würdigt uns nichtmal eines Blickes und macht entspannt ihr Kreuzworträtsel weiter. Wissen jetzt, warum Lydia nach der Schule trotz ihres Einser Abiturs stolz verkündete, dass sie Hotelfachfrau werden will. Nicer Job. Wir wollen die Hotelsituation unbedingt noch ein bisschen ausnutzen und machen das, was alle Hip-Hop Stars am liebsten machen: Wir hängen einfach ohne Grund in der Lobby rum. LGoony wäre stolz auf uns. Nach zwei Stunden sollten wir eigentlich langsam mal nach Fulda losfahren, wir könnten aber auch genauso gut noch ein bisschen lässig in der Lobby rumhängen und nichts machen. Wir entscheiden uns für letzteres. Julian H will die Hotelfachfrau beeindrucken und fängt ebenfalls an, ein Kreuzworträtsel zu lösen (Kartoffelbehälter mit vier Buchstaben? Nazi?).
Irgendwann raffen wir uns auf, nicht ohne uns gegenseitig zu versichern, dass Hip-Hop Star werden nach wie vor unser großer Traum bleiben muss. Am Auto angekommen macht Robert eine unangenehme Entdeckung. Wir haben uns einen Strafzettel der Kasseler Kirche eingefangen, weil wir auf einem offiziellen Kirchenparkplatz geparkt haben. Was für ein ungläubiger Heiden-Affront. Wir murmeln ein nervöses „Vater Unser“ (soweit wie wir es auswendig können, also bis „Unser..“) und hoffen, dass sich die Sache mit dem Himmel trotzdem irgendwie regelt.

Wir stellen in Fulda enttäuscht fest, dass der Gucci-Store zu hat, gehen stattdessen zu Aldi-Süd und kaufen Thunfisch und Mayonnaise. Aldi-Süd ist ja, verglichen mit unserem normalen Aldi, quasi das gleiche wie der Gucci-Store.
Der Kulturkeller ist richtig nice, der Veranstalter Jan ist super nett, hat extrem viel swag und bietet uns soviel zu essen an, dass wir schon wieder kugelrund auf die Bühne stolpern. Es sind zwar diesmal nicht so viele Leute da wie gestern, trotzdem haben wir richtig Bock. Es kursiert der Vorschlag, dass wir uns für das nächste Fuldakonzert einfach umbennen sollten. Neuer Bandname: „Rihanna live in Concert – Umsonst! Support: Freibier!“. Dann wär der Laden ziemlich sicher rappelvoll gewesen.
Wir verabschieden uns von Jan und den „Kalten Kaffee Jungs“ und fahren zu unserem heutigen Schlafplatz. Dagegen sieht sogar das Adlon aus wie die letzte Pappenbude unter der Brücke: Ein gottvedammtes Schloss aus dem 12. Jahrhundert bei der wunderbaren Anka. Ausführlich beschrieben im Tourblog Nr.25173 vom 06.03.2015, nachzulesen auf www.vonwegenlisbeth.de).
Wenn Robert nicht den Schlüssel fürs Schloss am WG-Schlüsselbrett hätte hängen gelassen, wär der DHL-Express-Kurier sicher einen Euro ärmer und wir stressfreier, aber zum Glück ist auch bei diesem Maleur eine Betriebsstörung ausgeblieben und total erledigt fallen wir in unseren Schlafgemächern in einen hunderte Jahre dauernden Dornrösschenschlaf.
Dinge, die wir auf dem Weg zum Vogelsberg fast überfahren hätten:
– einen Frosch
– einen Fuchs
– eine Killermücke
(Quizfrage zu morgen: Wie bringt man diese drei biblischen Geschöpfe in einem Boot über den Fluss?)

fuldaldi