Freiburg – Von Wegen Lisbeth

Freiburg 03.10.2015

Obwohl schweizer Betten extrem gemütlich sind, spüren wir ziemlich heftig den gestrigen Abend in den Knochen. Und im Schädel. Fünf Konzerte am Stück hinterlassen selbst auf auf unseren, eigentlich kratzresistenten, rostfreien Pop-Roboter-Körpern langsam erste Spuren. Alterungsprozess seit dem Düsseldorfkonzert in Jahren: ca 13. Hoffentlich sind wir noch nicht in den Wechseljahren.

Julian hält beim Frühstück einen 10 minütigen Vortrag über die Vorzüge von Ovomaltine. Ist schwer verliebt. Behauptet, dass er definitiv mal in die Schweiz auswandern wird. Bereut seine Aussage keine 30 Minuten später, als er sich auf dem Weg zur Autobahn noch schnell einen Weg-Döner kaufen will. Dönermann: „10 Franken bitte.“
Julian: „Oh sorry, ich wollte nur einen Döner, nicht fünf.“
Dönermann: „10 Franken bitte.“
Julian wird die Situation etwas unangenehm und er verfällt, im festen Glauben, dass es sich lediglich um eine schweizerdeutsch-deutsche Sprachbarriere handele, in den unerträglichen Tonfall von Opa, wenn man ihm einen ausländisch aussehenden Kumpel vorstellt. Julian (spricht jetzt ganz langsam und deutlich): „EINEN Döner, ich hatte nur EINEN Döner bestellt.“
Dönermann: „10 Franken bitte.“
Julian verlässt den Laden mit einem Gesicht, das sehr schwer zu beschreiben ist. Sieht ein bisschen aus wie ein kubistisches Gemälde von Picasso. Er sagt die ganze restliche Fahrt kein Wort mehr. Murmelt nur noch gelegentlich unverständliches Zeug vor sich hin. Manchmal versteht man ein paar Wortfetzen wie „…Hmm…schweizer Frau….heiraten…dringend“.

Ab nach Freiburg.
Stellen an der Schweiz-Deutschen Grenze zum wiederholten Male fest, dass Landesgrenzen genauso überflüssig sind, wie die Erfindung des Selfiesticks.
Wir müssen wegen 20 CDs und 7 T-Shirts eine volle Stunde im Zollhäusschen sitzen und so viele Formulare ausfüllen, als würden wir gerade Uli Hoeneß` Steuererklärung von 2014 nachreichen wollen. Alles, was der Herr Zollbeamte während der 60 Minuten von sich gibt: „Ahh…wir haben hier einen klassischen ENF3 vorliegen.“
Soso. Wir fahren also mit einem klassischen ENF3 endlich weiter nach Freiburg und sind uns sicher, dass sich der Stress gelohnt hat, als wir in der Location ankommen. Der Laden ist richtig schön. Werden dann jedoch ein bisschen nervös, als wir realisieren, wie groß der Raum ist (wie sollen wir den voll kriegen?) und als wir den Namen erfahren: Jazzhaus.
Unser einziges Jazzelement besteht aus einem äußerst raffinierten Major-7-Akkord in der Bridge von Kafka Luise (für unsere Verhältnisse eine kleine musikalische Sensation). Wir fühlen uns mit unserem Rumpelrock zwischen all den B.B.King und Maceo Parker Portraits so fehl am Platz wie Imbiss Bronko in einem LPG-Biomarkt.
Jazzmusik… Wir nehmen ja noch nicht mal regelmäßig Heroin (Nur Sonntags, haben wir von Money Boy gelernt).
Vorband von heute: Die großartigen Faber aus Zürich! Unbedingt auschecken, ultranice Typen! Wir bauen unseren Kram auf, und stellen fest, dass sich zumindest die Sorge mit der Raumgröße von selbst erledigt hat. Es sind krass viele Leute da, mehr als je zuvor.
Das Konzert macht unfassbar viel Spaß, Freiburg ist völlig sick! Vielen Dank!!!

gehorlos