Paderborn 06.06.2019
Kinder, es ist endlich wieder soweit: Unser geliebter Freund der Sommer steht in den Startlöchern und lässt sein erhabenes Angesicht über uns leuchten. Endlich können Mutti und Vati beruhigt die Partnerlook-Übergangsjacken zurück in den Schrank hängen, der Döner wird auf dem Weg nach Hause nicht mehr so schnell kalt und in der U-Bahn hat man gleich doppelt Spaß – am eigenen Schweiß und dem der anderen.
Vor allem aber beginnt die Zeit der Festivals, so dass sich die Band entscheidet, einen verlängerten Wochenendausflug auf Deutschlands Autobahnen zu verbringen und zwischendurch auf ein paar Festivals zu halten, um den ein oder anderen Schlager zum Besten zu geben. Man schmeißt sich also zwei Kilo Glitzer ins Gesicht, setzt einen „Sorry-out-to-live-be-back-soon“-Post bei Instagram ab und begibt sich auf den Weg nach Paderborn City, wo das mysteriöse AStA-Sommerfestival stattfinden soll.
Ganz back to the Roots bestreitet man die erste Festival-Rutsche des Jahres nicht mit dem Oberschichtenfahrzeug „Nightliner“ sondern mit zwei Sprintern, was einige Vor- und Nachteile mit sich bringt. Vorteil: Man schwebt nicht einfach über die Autobahn und wacht in anderen Zeitzonen wieder auf, man LEBT die Autobahn. Nichts fühlt sich mehr nach Street an als in einem vollbepackten Sprinter namens Highwaytiger zu sitzen, die drei Fragezeichen in Endlosschleife zu pumpen und an jeder Raststätte lässig den Ball hochzuhalten (eine nach Bandmitgliedern aufgeschlüsselte Tabelle der Gefahrenquote für umliegende Fahrzeuge folgt in Kürze). Nachteil: Man LEBT auf der Autobahn. Nichts ist nerviger als am sogenannten Off-Day bei 42 Grad im Auto zu sitzen, während die verschiedenen Schweißgerüche langsam zu einem Risotto sondergleichen fusionieren und der Sitzgurt einem als Andenken auf dem Oberkörper einen weiß-roten Streifen hinterlässt wie ein gottverdammter Pommesverkäufer.
Während man, in Paderborn angekommen, noch gemütlich die Regeln des weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannten 66-Spiels recherchiert, gelangen immer mehr verheißungsvolle Gerüchte über das ASta-Festival an die trainierten Elbenohren der Band. Angeblich hat sich die Vorbereitung des Paderborner Publikums über die Jahre immer weiter professionalisiert. Aus ein paar gemütlichen Bieren vor dem Eingang des Festivals wurden im Laufe der Jahrhunderte bis ins letzte Detail geplante sogenannte Pre-Festival-Partys, bei welchen sich die Paderborner in exzessiver Manier literweise alkoholische Kaltgetränke in die Fressspalte donnern, um dann bestens gelaunt abzuturnen. Faszinierend, dieses Paderborn!
Als man bei der vorher spielenden Band einige Karnevalslieder heraushört (Julians Mundwinkel zucken verdächtig), schwingt auch ein bisschen Angst mit, das Publikum könnte schon jetzt jegliche Kraft verbrauchen und dann zum Von-Wegen-Lisbeth-Auftritt einfach völlig ausgelaugt implodieren. Die Leute haben dann aber glücklicherweise doch noch Bock zu tanzen. Völlig im Rausch spielt man einfach alle Lieder in dreifachem Tempo, so dass am Ende noch genug Zeit übrig ist, um Liedwünsche aus dem Publikum entgegenzunehmen – schade, dass sich niemand „How much is the Fish“ wünscht, das hatte man extra eingeübt. Falls nächstes Mal noch Zeit übrig ist, startet man vielleicht einfach eine Feedbackrunde zum Konzert. Bereitet schon mal eure Karteikarten vor!
Glücklicherweise verbringt man die folgende Nacht im direkten Umfeld einer Therme, so dass jegliche verbrauchte Energie problemlos wieder aufgeladen werden kann. Lesen Sie dazu morgen: Von Wegen Lisbeth und die Olympiarutsche – Robert bricht mit geheimer Rutschtaktik beinahe die magische 16-Sekunden-Schallmauer.