Ulm – Von Wegen Lisbeth

Ulm 12.04.2016

Nachdem wir die letzten zwei Jahre relativ intensiv auf Deutschlands Autobahnen rumgegurkt sind, dachten wir, wir hätten so langsam aber sicher jede Metropole, jede Kleinstadt und jedes noch so kleine Dorf bespielt. Immerhin waren wir sogar in Annaberg-Buchholz. (Duden-Interpretationshilfe: Annaberg-Buchholz bezieht sich hier auf die Aufzählungen im vorherigen Satz und steht an dieser Stelle wohl als ein Beispiel für die diversen Metropolen, in denen die Band bereits aufgetreten ist. Vgl hierzu:
Biographie des Ich-Erzählers und frühere Werke des Autors)
Auf dieser Tour wird uns jedoch schonungslos vor Augen geführt, dass wir eigentlich noch gar nichts gesehen haben.
Neuester Beweis: Ulm.

Ulm ist so etwas wie dieses ominöse „Abendland“. Jeder hat zwar schon mal irgedwie davon gehört, aber niemand weiß genau, wo es liegt und ob es tatsächlich existiert, geschweige denn überhaupt eine Existenzberechtigung hat. Gegen 15:11 Uhr wissen wir: Ulm existiert. Bei diesem „Abendland“ sind wir uns da nicht so sicher. Wir fahren zur Location, gönnen uns eine Fanta aus dem Doublecup und stoßen an, auf den Untergang Ulms.
Das Konzert verläuft eigentlich wie immer, Ulm ist nice, deshalb an dieser Stelle lieber ein Exkurs über wirklich berichtenswerte Dinge: Das Essen.
Auf Tour zu sein macht Spaß. Auf Tour zu sein bedeutet für uns aber auch immer von der Hand in den Mund zu leben. Lange verschollen geglaubte Neanderthaler-Instinkte werden urplötzlich wieder zum Leben erweckt, wenn es darum geht, 3 Wochen lang mit Weißbrot und Mayonnaise sein eigenes Überleben zu sichern. Doz, ganz klar der Typ „Jäger“ tendiert dazu, alles, was auch nur im Entferntesten essbar sein könnte, direkt in sich reinzustopfen. Robert und Julian, eher vom Typ „Sammler“, bunkern das beste Backstagediebesgut wochenlang in ihren Rucksäcken, um dann im passenden Moment ein zerquetschtes Snickers und ein warmes Becks unter ihrem Kopfkissen hervorzuzaubern. Über die Jahre haben wir das „Backstage-Ausräumen“ ziemlich perfektioniert.
Es wird penibel darauf geachtet, schon beim ersten Betreten des Raumes genügend leere Rucksäcke mit dabei zu haben. Nichts ist unangenehmer, als dem Veranstalter, von dem man sich eigentlich schon vor 10 Minuten verabschiedet hat, aus Versehen im Flur zu treffen, während man gerade mit zwei leeren Ikea-Tüten heimlich zurück in den Backstage schleicht. Anfangs ging es uns hauptsächlich um Getränke (das ist in der Branche absolut üblich und gehört zum guten Ton), mit der Zeit haben wir jedoch gelernt, dass Servietten, Salzstreuer und 5kg Schablettenkäse mindestens genauso erstrebenswert sind. Das Problem auf dieser Tour ist: All diese Instinkte müsen wir unnatürlich unterdrücken.
Es gibt einfach zuviel zu essen!
Wir würden gerne klauen, aber wir haben gar keinen Grund dafür. Wir fühlen uns ein bisschen wie Jugendliche aus Zehlendorf. Außerdem kann man Forelle in Weißwein irgendwie auch nicht so gut im Bus verstecken wie 3 Packungen Toast. Wir trinken jetzt nur noch Schampus und snacken Kaviar.
So, Schluss für heute, wir sind noch zum Golfen verabredet und müssen noch zur Ranch, Blackie hat einen Hinkefuß.

gummibaer