Annaberg-Buchholz – Von Wegen Lisbeth

Annaberg-Buchholz 18.09.2015

Wir erwachen in Dresden, klettern aus den Doppelstockbetten und bemerken zum wiederholten Male, dass wir nur Freunde haben, die echte Freunde sind – das vegane Saufi macht uns Rührei und Fred hat eine ganze Tüte mit Nahrungsmitteln gefüllt, ohne seine Augen vom Bildschirm des iPhones zu lösen.
Wir fahren 7 Mal unter dem Dresdener Hauptbahnhof entlang (Sightseeing) und düsen dann die Serpentinenstraßen herauf, die in die Weltmetropole Annaberg-Buchholz (Großraum Ostdeutschland) führen. Als wir dort nach zwei Stunden sieben Minuten zu spät eintreffen, wird Fred durch die Genialität von LGoonys „Grape Tape“, das wir am Tourbus pumpen, von seinen Gefühlen übermannt und zeigt endlich seine butterweiche Seite:
Neulich wachte er morgens auf und konnte seine Traumwelt nicht mehr von der Realität unterscheiden. In seiner Traumwelt nämlich hatte er einen Arikel über ein zu früh geborenes Elefantenbaby gelesen, es war so klein, dass man es auf dem Arm halten konnte und so unfertig, dass es noch durchsichtig war. Damit aber irgendwann mal ein großer starker Benjamin Blümchen aus ihm werden kann (auch Ottos brauchen Freunde!), wurden dringend Spenden gesucht. Fred war nach seinem Erwachen fest in dem Glauben, er hätte dies in der Realität gelesen, war sehr berührt und wollte seine Freundin davon überzeugen mit ihm zu spenden.
Sie hat ihn ausgelacht.
Beim Aufbauen stellen wir einen neuen Abbaurekord auf und machen einen Soundcheck, bei dem sich alle fragen, warum er so eigenartig klingt, bis ihnen einfällt, dass das an der halben Rolle Klopapier im Gehörgang liegt – eines steht nämlich schon mal fest:
Sollte Annaberg-Buchholz nicht voll voll werden, wird es wenigstens voll laut. Die Jungs der heutigen Vorband Vait entpuppen sich als Bayern und erzählen uns von einem bierlastigen Volksfest in ihrer Heimatregion, das wohl Oktoberfest heißt, aber im September beginnt. Das Wort „Bier“ lässt uns hellhörig werden und ist auch fast das einzige, das wir verstehen (Bairisch ist schwieriger als Japanisch, sagt auch Julian, und warum schreibt man das nicht mit Ypsilon?).
Wir haben einen hellen Moment und kombinieren: Praktisch, dass unsere nächsten beiden Konzerte genau in diesem Bayern stattfinden werden. Wir essen selbstgemachte Lasagne und sind uns danach einig, dass Tiefkühlkost das bessere Selbstgemacht ist – das ist wie mit Geburtstagsgeschenken:
Die Freunde, die einem Selbstgebasteltes schenken, lädt man im Jahr drauf auf gar keinen Fall wieder ein. Die, die einem eine Playstation oder die neue Folge „Bibi & Tina“ auf Kassette schenken: Schon.
Nach dem Essen ist Julian H. komisch, im Magen und in seinem Verhalten. Ihn plagt auf diesem Tourabschnitt großes Heimweh und er lebt in ständiger Angst, weil Saufi das Einlösen des Wetteinsatzes einer von Julian (natürlich wie die Natur, bevor sie, wie auch Fred neulich, berührt wurde) verlorenen Wette hinauszögert – eine Schelle. Er fängt sich erst wieder, als wir unserem neuen Hobby Fernsehen nachgehen. Wir gucken auf 3sat eine Doku über Putzen. Wir sind wie immer beeindruckt, wie sehr Fernsehen doch bildet, denn keiner von uns hat je zuvor von diesem Putzen gehört, wir lernen aber auch, dass wir es danach gleich wieder vergessen können, weil davon bekommt man nämlich Allergien. Vait spielen etwa drei Stunden, endlich mal Zeit für Bier, Konzerte zu spielen ist nämlich erst eine ernstzunehmende Challenge, wenn man beim Singen eigentlich Rülpsen müsste und wenn die Blase bis zum Zerbersten und wie ein mit Wut voller Berserker gefüllt ist.
Saufi macht ihrem Namen alle Ehre: Sie stellt uns einen Kasten von diesem besonderen Elexier auf die Bühne und hat nach null Abendessen, sechs großen Bieren und drei Jägermeistern eine Platzwunde am Hinterkopf, einen Korb von einem Mädchen, einen kaputten Ellbogen und einen Filmriss. Was wir haben:

Style & das Geld, sowie eine Mischung aus Stockholm-Syndrom und Crew-Love, deswegen wird niemand jemals erfahren, was nach dem Konzert geschah, außer Saufis Erinnerung kommt zurück.
Bis dahin werden große Fragen, die Welt bewegen wie die Frauenbewegung, Menschen ohne Peni (Sidenote: Der ethische Rat hat auf seiner Sitzung morgen in München als TOP1 „Was ist eigentlich die offizielle Mehrzahl von Penis plus Y-Penis und wieviel X-Chromosome fehlen für ein Gangbang?“. TOP2 übrigens: „Können Von Wegen Lisbeth ihr Life Goal ‚Mit dieses Album was wir machen wollen auf dieses Index landen‘ erreichen, indem einfach aus Linas Sushi Linas Muschi wird oder müssen sie erst durch Freds und Saufis Anti-Wackness-, Real-Life- und G-and-Hustlers-Bootcamp und Gangsterboogie-Tanzstunden nehmen, um ihre steinharte Seite endlich zu entdecken?), leider unbeantwortet bleiben:

1. Gegen was hat Robert sein Armband getauscht?
A) Eine Magnesium-Brausetablette
B) Eine Schelle
C) Ein Kaugummi
D) Das neueste Hansi-Hinterseher-Album

2. Für wen hatte das Mädchen eine Hand frei, nachdem sie Saufi den Korb gegeben hatte?
A) Robert
B) Robert
C) Robert
D) Robert

3. Was ist ein sächsisches Wort für „cool“?
A) Äse
B) Urst
C) Armelade
D) Onig

4. Wie ist Saufi von der Couch im Crackstage ins Bett im Wackstage gekommen?
A) Cribwalk
B) Beamen / Teleportierung
C) Flick-Flack
D) Gar Nicht

kaka