München – Von Wegen Lisbeth

München 20.09.2015

Hatten kurz überlegt, den Tourblog für München wegen akuten Erinnerungslücken und mangelnder Ehre unauffällig unter den Tisch zu kehren. Aber dann weiß Mutti ja nicht, was ihre 5 Söhne so treiben. Jetzt sitzen wir also mal wieder im Auto auf dem Weg nach Göttingen und versuchen krampfhaft Erinnerungsfetzen zusammen zu kleben, die sich schwerer zusammensetzen lassen als der Lego „Basil the Batlord“ Belagerungsturm ohne Anleitung
(Grundsätzlich gilt: Menschen, die früher Lego nach Anleitung aufgebaut haben, sind heute diejenigen, die schon eine Station bevor sie die U-Bahn eigentlich verlassen wollen, völlig nervös aufspringen und sich ihren Weg vor die Tür drängeln und dabei panisch vor sich hinmurmeln:
„Können Sie mal bitte Platz machen, ich muss nächste raus!“)

Wir fahren von Erding nach München. Unsere heutige Schlafgelegenheit: Tino aka Tinosaurus Keck aka Doppelfehler Tino aka unforced error Tino aka Toni Toni Toni, man nennt ihn einfach Toni, der allergrößte Fan ist dem Toni seine Omi. Der Typ ist einfach mit unfassbar viel Swag ausgestattet. Wir gehen Pizza frühstücken. Ab 25 Euro kriegt man einen Rotwein gratis dazu. Wir kommen auf 24,70€. Julian bestellt sich zum Espresso noch eine halbe Pepperoni. Großartiger Wein („Für alle Speisen geeignet, aber auch einfach nur als Durstlöscher“). Wir feiern Julians lässigen Schachzug und fahren Lambrusko nippend rüber zum Ampere.

Dort treffen wir die Jungs von Charlotte, mit denen wir schon mal zusammen in Bamberg gespielt haben. Der Abend damals ist ein wenig eskaliert, Details bleiben geheim, nur soviel sei verraten: Wir standen zwei Tage später zum ersten Mal in unserer Karriere in einer Zeitung. Allerdings ging es in dem Artikel weniger um unsere Musik und mehr um irgendeinen riesigen geklauten Weihnachtsbaum. Völlig haltlose Unterstellung. Würden wir nie machen. Jedenfalls freuen wir uns wie Bolle, die Boys von Charlotte wiederzusehen und schwelgen ein wenig in Erinnerungen an einen wunderschönen Abend.

Kurz vorm Auftritt begehen wir zwei grobe Anfängerfehler, die uns eigentlich nicht mehr passieren dürften:
1. Wir essen einen richtig fetten Schweinebraten.
2. Wir essen zu dem richtig fetten Schweinebraten richtig fette Käsespätzle.
Lang lebe die bayrische Küche.

Wir kugeln uns irgendwie auf die Bühne und stellen fest, dass krass viele Leute gekommen sind, um unsere 90 minütige „Wie verdaut man am schnellsten einen Schweinebraten mit Spätzle“-Präsentation anzugucken. Nice. Dabei ist München von Berlin genauso weit weg wie Szczytno. Und in Szczytno würde wahrscheinlich nur der Hausmeister kommen und uns nach 2 Liedern den Strom abdrehen.
München kann einiges. Danach am Merchstand Gespräche mit einem Mädchen, die uns am Tag zuvor schon in Erding gesehen hatte und extra nach München gefahren ist, um uns nochmal anzuhören. Wir hoffen es ist ihr nicht aufgefallen, dass wir innerhalb von 24 Stunden jeder 10kg zugenommen haben. Wir lassen den Abend ziemlich gediegen ausklingen, wohlwissend, dass wir am nächsten Morgen fit für dieses komische Volksfest sein müssen. Wir teilen uns auf, die eine Hälfte pennt bei Tino, die andere in einem Studio von Freds Kumpel. Julian Z. schläft unter einer goldenen „Prinzen“-Schallplatte. Er schwört am nächsten Morgen, dass er noch nie schlimmere Albträume gehabt hatte.

Wir wachen auf und fahren zu besagtem Volksfest. Wir setzten uns hin. Wir trinken ein kleines Radler. Wir essen eine Brezel. Wir trinken jeder ein Glas Wasser. Wir verabschieden uns höflich, fahren nach Hause und gehen jeder um 20 Uhr schlafen. Genauso war es und nicht anders. Genau so.
Etwaige Berichte über alternative Tagesverläufe werden von uns sofort dementiert und der Verfasser wird strafrechtlich belangt werden. (Komisch, muss aber geheim bleiben: Immer wenn wir versuchen uns an diesen Tag zu erinnern, erscheint uns die Erinnerung leicht milchig, wie von einem blassen Nebeldunst eingehüllt. So wie Professor Slughorn, wenn er sich versucht daran zu erinnern, was er Tom Riddle damals über diese Horkruxe erzählte. Merkwürdig)
Danke München, deine Lisbeth

ampere